Eineinhalb Jahre bringt die Coronapandemie nun Vieles durcheinander, was Jahrzehnte lang stabil und unveränderlich galt. Selbst unser Privatleben wurde aus Gründen des Infektionsschutzes zeitweise stark eingeschränkt. Dinge die für unsere moderne Gesellschaft – wo der Schutz der Selbstbestimmung das höchste Gut ist – eigentlich als undenkbar galten. Nachdem nun die Pandemie (hoffentlich) bald zu Ende ist, stellt sich die Frage was bleibt an Veränderungen erhalten?

Die Covid19 – Pandemie war vor allem Eines: Ein Brandbeschleuniger

Bereits seit Jahren ließ sich in Unternehmen des Agribusiness feststellen, dass digitale Themen zunehmend – ob gewollt oder ungewollt – an die Tagesordnung kommen müssen! Denn egal ob digitale Vertriebsreportings, Online-Marketing oder moderne Arbeitszeitmodelle: externer und interner Druck führte dazu, dass selbst die konservativste Führungskraft sich diesen Themen stellen musste. Das stetig schneller werdende Wachstum digitaler Technologien und die exponentiell im Tempo steigenden Veränderungen sind jedoch Zeichen, welche bereits deutlich vor dem Jahr 2020 erkennbar und umsetzbar waren. Daher kam die Pandemie für manches Unternehmen, welches sich bisher gar nicht – oder nur halblebig – mit digitalen Themen beschäftigt hat, oft als Retter in der Not. Quasi über Nacht wurde so manche Abteilung zwangsdigitalisiert. Remote-Work, digitale Vertriebsreportings, kurzfristige Erstellung von Online-Vertriebskanälen und Rekrutierungsprozesse innerhalb von Videokonferenzen abzubilden stand plötzlich auf der Tagesordnung!

Kommt nach der Revolution die Restauration?

So manchem Geschäftsführer, Abteilungsleiter oder Business-Unit Director, der noch im analogen Zeitalter Verantwortung übernommen hat bekam zu Beginn des Corona-Digitalisierungs-Momentes wohl ein mulmiges Gefühl. Wie kontrolliere ich zukünftig meine Mitarbeiter? Passt der Eindruck vom Bewerber in der Videokonferenz? Wie führe ich Verkauf durch ohne analoge Präsenz beim Kunden? Ist wohl nur eine kleine Auswahl vieler Fragezeichen. Umso verständlicher zeigt sich nun, vor Ende einer der einschneidensten Pandemien der modernen Gesellschaft, der Wunsch die Uhren rückwärts zu drehen. Die Geschichte lehrt uns dies beispielhaft: Nach jeder großen Revolution kam eine Zeit von Restauration und Rückbesinnung. Denn egal ob französische Revolution oder die Märzrevolution 1848: Sie alle wurden rückabgewickelt mit dem Ergebnis von Stillstand, Biedermeier und Passivität. In vielen Gesprächen mit frustrierten Arbeitnehmern zeigt sich dies auch in unseren Zeiten. Eine Rückabwicklung der digitalen Errungenschaften der letzten Eineinhalb Jahren wird in unserer modernen Arbeitswelt zu Verzagtheit und innerer Kündigung führen. Zu stark überwiegen für viele Beschäftigte die Vorteile von Remote-Work, ergebnisorientierter Führung sowie eigeninitiativ zu bearbeitenden Projekten.

Wie gelingt der Spagat?

Es gibt keine Alternative als den eingeschlagenen Weg stetig und hochmotiviert fortzusetzen! Diese Forderung vor allem von jüngeren Fachkräfte – stößt auf den Drang nach Beständigkeit und Gleichschritt erfahrener Manager. Eine offene Kommunikationskultur, sowie Reflexionsfähigkeit aller Beteiligten bildet die Grundlage um diesen Change-Prozess erfolgreich zu meistern. Eine Rückabwicklung des digitalen Arbeitsplatzes ist aber wohl genauso gefährlich wie die Aussage: „Das Internet – das setzt sich eh nicht durch!“

Über den Autor:

Johannes Eger ist auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Nördlinger Ries aufgewachsen und entschied sich nach seinem Abitur für ein Studium der Landwirtschaft.

Als kommunikativer und ehrgeiziger Mensch fand er seine erste Funktion im Vertrieb von Stalltechnik. Sehr schnell übernahm er leitende Vertriebsfunktionen, zuletzt bei einer großen süddeutschen Primärgenossenschaften als Vertriebsleiter. Dabei lenkte all sein Handeln die Verbundenheit zur landwirtschaftlichen Praxis.

Seit 2018 betreut Johannes Eger als Personalberater Agribusiness Mandate für AGRI-associates im nationalen und internationalen Kontext. Dabei hilft ihm sein komplexes Branchenverständnis. Zum 1. Mai 2021 wurde Herr Eger zum Geschäftsführer von AGRI-associates Deutschland bestellt. Neben der Beratertätigkeit für AGRI-associates leitet Herr Eger einen landwirtschaftlichen Betrieb bei Nördlingen in 10. Generation. Die Betriebsschwerpunkte liegen in der Tierproduktion einschließlich der Direktvermarktung.